"Typisch Malawi"

Liebe Grüße aus dem immer kälter werdenden Malawi!

 

Dies ist ein etwas anderer Blogeintrag als die vorherigen. Ich habe mir gedacht, es wäre ganz interessant für euch zu lesen, was „typisch“ für Malawi ist – einiges davon habt ihr auch schon in meinen vorherigen Einträgen lesen können. Bevor ich aber anfange, möchte ich euch mitteilen, dass die folgenden Punkte aus meinen eigenen Erfahrungen während meiner Zeit in Malawi entstanden sind. Ich kann nicht alles auf ganz Malawi und schon gar nicht auf den Kontinent Afrika mit seinen 56 verschiedenen Ländern übertragen. Ebenso ist es nicht möglich, alles auf jeden Menschen in Malawi und Afrika zu beziehen. So wie in Deutschland ist auch in Malawi jeder Mensch anders.


Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

  • Ein ungeschriebenes Gesetzt ist es anscheinend, eine halbe Stunde zu spät zu kommen. Außer zur Kirche! Die fängt natürlich pünktlich an…
  • Das häufigste Vehrkehrsmittel ist der Minibus. Es ist völlig normal, ein Huhn oder eine Ziege unter seinem Sitzt vorzufinden, die jemand transportiert.
  • Der Minibus wird vollgepackt! Es sind 16 Personen erlaubt. Wenn grade keine Polizeikontrolle kommt, dann sind aber mit einigen Kindern (die nicht als „ganze“ Personen zählen), auch schon mal plötzlich 30 Leute im Minibus. Wenn dann noch Taschen, Koffer, Säcke voller Lebensmittel und wie gesagt Hühner und Ziegen mit im Minibus sind, wird es echt eng.
  • Ebenso ist es „normal“, dass Ziegen, Kühe und Hunde auf der Straße herumlaufen. Nach einem Hupsignal laufen sie meistens von der Straße herunter.
  • Ein ebenso häufiges Vehrkehrsmittel wie der Minibus ist das Kabaza, das Fahrradtaxi. Dabei sitzt man auf dem gepolsterten Gepäckträger eines Fahrrads.

Minibusse
Minibusse
Kabaza = Fahrradtaxi
Kabaza = Fahrradtaxi

  • In der gesprochenen Konversation hört man oft das Vertauschen der Buchstaben R und L. Im „malawischen Englisch“ wird es oft als derselbe Buchstabe angesehen:
    • „Let us play“ (Lasst uns spielen) anstatt „Let us pray“ (Lasst und beten) – Der Moment, wenn der Priester in der Kirche mit der Gemeinde spielen will…
    • „Can you borrow us fruits?” (Kannst du uns Früchte ausleihen) – Einige Mädchen kamen zu uns und meinten, sie wollen „fruits“ ausleihen. Da die Ausprache aufgrund des R und L von flute (Flöte) und fruit (Frucht) gleich ist, haben wir erst nicht verstanden, dass die Mädchen Flöten haben wollen und keine Früchte.
    • „Lun“  anstelle von „run“ (rennen)
    • „Tomollow“ statt „tomorrow“ (morgen)
  • In der hier gesprochenen englischen Sprache ist es auch üblich, hinter englische Wörter ein „i“ anzuhängen, um sie ins Chichewa zu übertragen/übersetzten:
    • Phoni (Phone - Telefon)
    • Shoei (Shoe - Schuhe)
    • Skirti (Skirt - Rock)
    • Spooni (Spoon - Löffel)
  • „Azungu Bo?“ („Weiße(r), alles klar?“) – Das erste, was Kinder in Malawi anscheinend mit der weißen Hautfarbe verbinde,n ist das Chichewa-Wort „Azungu“. Es bedeutet „Weiße(r)“. Es ist keine Beleidigung, sondern einfach eine Feststellung/Bezeichnung. Wo ich vielen Kindern begegne, werde ich deshalb „Azungu“ genannt. Manche Kinder schreien sich „Azungu bo?“ wirklich aus der Seele.
  • „Bo“ oder „Bo bo“ bedeutet soviel wie „Alles klar?“. Es ist eine Begrüßungsformel für Kinder und Jugendliche, aber auch Freunde untereinander verwenden diese. Als non-verbale Geste wird dazu der Daumen nach oben gezeigt.
  • Typisch für Malawi ist es auch, dass wenn jemand Geburtstag hat oder heiratet, demjenigen Geschenke übertanzt werden. Es wird nicht einfach ein Geschenk übergeben, sondern man tanzt erst etwas zusammen und dann wir vorgetäuscht, das Geschenk werde übergeben, bevor es dann nochmal weggezogen wird. Dies geschieht so lange wie der Geschenkgeber Lust dazu hat.
    Die Kollekte in einem Gottesdienst besteht nicht nur aus Geld, sondern auch aus Lebensmitteln. Auch die Lebensmittel werden dem Priester übertanzt. Ganz besonders feiert die Gemeinde, wenn an besonderen Anlässen Hühner oder Ziegen übertanzt werden. Ich habe auch schon erlebt, dass dem Priester ein Bett mit Matratze, Decke und Kissen geschenkt wurden. 
  • Fast jeder hört laut Musik. Ob aus dem Auto, im Minibus, wenn denn Boxen vorhanden sind, oder auf dem Markt, sobald Strom da ist. Dann kommt es auch öfters vor, dass Jugendliche und vor allem kleine Kinder in der Öffentlichkeit anfangen zu tanzen.
Nsima = Maisbrei
Nsima = Maisbrei

  • Hauptnahrungsmittel ist Nsima – dies ist Maisbrei. Morgens wird Nsima als Porridge, also als flüssige Form mit Zucker, Milch und Erdnussbutter gegessen. Mittags und Abends wird zum Nsima, Bohnen, Soja, Gemüse (meistens grüne Blätter von z.B. Kürbis) oder Tomaten und Eier gekocht. Abgesehen von Nsima wird alles mit sehr viel Öl und Salz gekocht.
    Nsima wird mit der Hand gegessen, egal ob auf dem Land oder in der Stadt. Meiner Meinung nach schmeckt Nsima auch besser mit der Hand als mit einer Gabel. Aber Hände waschen nicht vergessen!
  • „In Malawi sitzt man auf dem Boden.“ Ich weiß nicht, wie oft mir dieser Satz am Anfang meines Jahres gesagt wurde. Egal ob beim Essen, an der Bushaltestelle oder beim Verkaufen von Obst auf dem Markt. Alle waren ganz erstaunt, dass man in Deutschland nicht überall auf dem Boden sitzt.
  • Man wäscht sich jeden Morgen und jeden Abend. Frauen zusätzlich mittags, sie müssen ja „perfekt ihrer Rolle als Frau entsprechen“, also gut riechen und sauber und gepflegt aussehen.
  • Es wird jeder gegrüßt, egal ob man denjenigen kennt oder nicht. Grüßen heißt nicht „Hallo“ sagen, sondern nach dem Befinden fragen. Trifft man zudem jemanden, den man kennt, wird noch gefragt, wo man denn gerade hingeht.
  • Hauptsache bunt! Die Kleidung so zu kombinieren, dass die Farben zueinander passen und schlicht sind, gibt es hier nicht. Es wird jede Farbe mit jedem Muster kombiniert. Dies kommt auch daher, dass Chitenjen sehr viele verschiedene Farben und Muster haben. Chitenjen sind traditionelle Tücher/Stoffe, die von Frauen um die Hüfte gebunden getragen werden, damit der Rock nicht schmutzig wird. Sie werden aber auch zu Kleidern oder Hemden (hier auch für Männer) geschneidert.

 

Typische Beilagen sind Tomatensuppe (für uns ist es eher vergleichbar mit einer Soße), gekochte Eier und gekochte grüne Blätter.
Typische Beilagen sind Tomatensuppe (für uns ist es eher vergleichbar mit einer Soße), gekochte Eier und gekochte grüne Blätter.
Eine malawische Frau, die eine bunte Chitenje trägt und Nsima kocht
Eine malawische Frau, die eine bunte Chitenje trägt und Nsima kocht

In 3 Wochen geht es für mich bereits wieder zurück nach Hause. Jetzt genieße ich zunächst noch die restliche Zeit hier, fange an zu packen und mich zu verabschieden. Den nächsten Blogeintrag erhaltet ihr dann wieder aus Deutschland.

 

Bis dahin und viele Grüße!

 

Eure Tabitha